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03.03.2021

Wieder soziales Leben in Altenheimen ermöglichen!

Barmherzige Schwestern fordern mit Caritas und Diakonie Öffnungsperspektiven


Gemeinsame Pressekonferenz von Barmherzigen Schwestern, Caritas und Diakonie

Der Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e.V., die Diakonie für München und Oberbayern und die Barmherzigen Schwestern appellierten am 2. März 2021 gemeinsam an Bundes- und Landespolitik, mehr Tempo beim Schaffen einer Öffnungsperspektive für die Altenheime zu machen. Einen Tag vor dem Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten forderten die drei Trägerverbände, wieder mehr soziales Leben in den Altenheimen zuzulassen. Mit der hohen Impfquote in den Altenheimen sei jetzt ein wesentliches Schutzziel für die Seniorinnen und Senioren erreicht. Regelmäßige Tests böten zusätzliche Sicherheit vor Infektionen. Nun müsse die Politik schnell eine Stufen-Strategie für die Zukunft der Altenheime entwickeln.
Die stellvertretende Caritasdirektorin Gabriele Stark-Angermeier appellierte dringend: „Unsere Altenheime dürfen nach den Impfungen nicht vergessen werden! Wir brauchen eine Rückkehr in eine normale Wohnsituation. Bei uns wohnen die Menschen in den Häusern. Wenn in einer Wohnung alle durchgeimpft sind, würde man sicherlich niemanden anhalten FFP2 Masken zu tragen, Abstand zu halten oder keine Besuche zu empfangen.“ Kanzlerin Angela Merkel sollte den Gesundheitsministern jetzt den Rücken stärken und ihnen nicht in den Rücken fallen! Dennoch müsse Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek jetzt seine Hausaufgaben machen und rasch an einer praktikablen Strategie für mehr soziales Leben in den Altenheimen arbeiten. Noch ungeklärt seien auch die Organisation von Impfungen bei neuen Bewohnern/-innen und neuen Mitarbeitenden sowie eine Verlängerung des Corona-Rettungsschirms über den 31. März hinaus. „Der Aufwand für die Sicherheit bleibt immens und wir brauchen den finanziellen Spielraum deutlich länger!“
 
Doris Schneider, Geschäftsleiterin der 27 Caritas-Altenheime in München und Oberbayern, ergänzte: „Nach einem Jahr Corona sind alle pandemiemüde. Wir Jüngeren trösten uns vielfach mit Perspektiven, irgendwann wieder mehr Kontakte haben zu können, aber unsere Bewohnerinnen und Bewohner können angesichts ihrer noch kurzen Lebensdauer nicht mehr Monate auf Besuche und Lebensqualität warten.“ Die zu über 90 Prozent geimpften Senioren/-innen litten sehr unter den Corona-Beschränkungen und den zum Teil wochenlangen Quarantänen in den Zimmern. Viele hätten auch massiv abgebaut in dieser Zeit. „Die Behörden sind übervorsichtig und manche Regelungen sind in der heutigen Situation nicht mehr nachvollziehbar. Unsere Altenheime haben gezeigt, dass sie sich den Bedingungen flexibel anpassen können. Wir haben geimpfte Häuser und keine Lockerungen. Das macht keinen Sinn. Jetzt müssen wir mutig sein und vernünftige Lösungen suchen! Jede Woche Lockerung und mehr soziales Leben sind ein Gewinn für unsere Altenheime.“
Auch Dirk Spohd, Geschäftsführer „Hilfe im Alter“ der Diakonie München und Oberbayern, drängte auf eine Rückkehr zu mehr Normalität. „Wir waren Vollgas unterwegs, haben in unseren Altenheimen alles mit Bravour bewältigt und eine Impfquote bei den Bewohnern von über 90 Prozent und den Mitarbeitenden von über 60 Prozent erreicht. Das entspricht einer Art Herdenimmunität in einem geschlossenen System.“ Insofern müsse jetzt dringend etwas passieren und spürbar werden! Zudem gingen die Inzidenzen bei Menschen über 80 Jahren deutlich zurück. „Jetzt brauchen wir neue angepasste Strategien, um soziale Teilhabe wieder zuzulassen. Die Rechte und Freiheiten müssen wieder an die älteren Menschen zurückgegeben werden!“
Für Claus Peter Scheucher, Generalökonom der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul, geht es nicht um leichtfertige Öffnungen. „Wir wollen, dass man mit Augenmaß vorgeht. Bei einer Impfquote von 90 Prozent muss es neue Perspektiven für die alten Menschen geben, aber auch für die Mitarbeitenden.“ Für sie sei es eine Zumutung, jetzt noch acht Stunden am Stück eine FFP2-Maske tragen oder sich dreimal die Woche einem Schnelltest unterziehen zu müssen. „Man muss die Frage stellen dürfen, ob hier nicht ein medizinischer Mund-Nasen-Schutz und weniger Tests möglich und verantwortbar sind. Wir würden uns in die Entwicklung von Konzepten und Maßnahmen auch gerne aktiv einbringen. Aber wir werden leider nicht gefragt.“


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